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Warum spielen wir auf dem Klavier nicht alle Lieder einfach in C-Dur?

Hast du dich auch schon mal gefragt, warum wir eigentlich unterschiedliche Tonarten auf dem Klavier brauchen?


Es wäre doch viel einfacher, alles in C-Dur beziehungsweise A-Moll zu spielen. Wir würden nur die weißen Tasten nutzen, und keine schwarzen brauchen.


Und so könnten wir auch immer die gleichen Akkordfolgen nutzen. Super easy!


Oder?


Aber warum gibt es dann die Tonarten? Und warum klingen Lieder so anders, wenn wir sie in verschiedenen Tonarten spielen?


Beim Singen die richtige Tonlage treffen


Einen offensichtlicher Grund für die verschiedenen Tonarten gibt es beim Singen: Sänger haben nur einen bestimmten Tonumfang, in dem sie gut und angenehm singen können.


Deswegen wählen sie natürlich für ihre Lieder und Melodien die optimale Tonart, in der sie ihre Stimme am Besten zur Geltung bringen können.


Da kannst du einfach mal selbst einen Test machen: Sing mal die deutsche Nationalhymne. In C-Dur ist der höchste Ton ein C. Das kannst du normalerweise noch ganz gut singen.


Wenn du die Hymne nun aber in G-Dur singen würdest, dann wäre der oberste Ton 5 Töne höher, also ein G. Hier wirst du jetzt ziemliche Probleme haben, den schön zu singen.


Das ist also ein wichtiger Grund, warum Songs in unterschiedlichen Tonarten geschrieben sind.


Zu Recht sagst du jetzt: Aber das ist mir ja egal, wenn ich die Lieder nur am Klavier spiele? Ich singe ja nicht mit.


Das stimmt!


Und deswegen erzähl ich dir jetzt etwas über den Klangcharakter von Tonarten.


Dur und Moll - Die Stimmungsmacher der Musik


Bestimmt hast du schon gehört, dass Dur und Moll ganz unterschiedliche Wirkungen haben.


Moll wirkt eher traurig, melancholisch und weich.


Dur wirkt eher hell, klar, aber auch hart.


Das ist wahrscheinlich nichts neues. Aber wusstest du auch, dass jede Tonart auch ihren eigenen Klangcharakter hat?


Jede Tonart hat ihren eigenen Klangcharakter


Jede Tonart hat ihren ganz eigenen Charakter und eine bestimmte Klangfarbe und Stimmung, die sie vermittelt.


Natürlich ist das auch etwas subjektiv. Und doch gibt es in der Musikgeschichte Tonarten, die sich durchgesetzt haben für bestimmte Anlässe.


Beispielsweise ist die Tonart D-Dur sehr hell, klar und feierlich. Sie wird beispielsweise beim Pachelbel-Kanon und beim Hallelujah von Händel eingesetzt.


Im Folgenden habe ich dir eine kleine Zusammenstellung, wie welche Tonart wirkt. Ursprünglich hat dies Bartioli für Violine entwickelt.


Ich habe sie angepasst fürs Klavier aus meiner eigenen Erfahrung und basierend auf Liedern fürs Klavier.


Dur-Tonarten Klangcharakter

​Tonart

​Klangcharakter

​Beispiel

C-Dur

Der Standard. Solide, aber auch etwas langweilig.

Deutsche Nationalhymne

Mozart - Piano Sonata No. 16 in C

​D-Dur

Feierlich und Edel.

Pachelbel-Kanon

Händel's Hallelujah

Jurassic Park Theme

Eb-Dur

​Chopin - Nocturne in E Flat Major

G-Dur

​Kräftig und ausdrucksstark

A-Dur

Klar und Hell

Ab-Dur

​Sanft, verschleiert

​Nuvole Bianche von Einaudi

H-Dur

Abgehoben, verklärt


Moll-Tonarten Klangcharakter

​Moll-Tonart

Klang-Charakter

Beispiel

C-Moll

Herzzerreisend

D-Moll

Majestätisch, Edel

Pirates of the Caribbean

G-Moll

Sehr traurig

​Love Story

Marriage d'Amour

H-Moll

Die Strenge


Zusammengefasst: Mit jeder Tonart kannst du eine bestimmte Klangfarbe ausdrücken, die mit einem Gefühl verbunden ist.


Jetzt natürlich die wichtige Frage: Was kannst du damit anfangen in deinem täglichen Spielen?


Unterschiedliche Tonarten für unterschiedliche Ausdrucksarten


Besonders beim freien Klavierspielen ist es sehr wichtig: Du möchtest bei deiner Interpretation eines Liedes den Charakter verändern - kein Problem.


Nutz einfach eine andere Tonart.


So kannst du zum Beispiel aus einem fröhlichen Lied ein traurigeres machen.


Unser Ziel ist es ja gerade, unsere Emotionen in der Musik zum Ausdruck zu bringen. Und dabei helfen uns die Tonarten.


Ein weiteres wichtiges Stilmittel sind Tonartwechsel.


Es gibt viele Fälle, in denen man innerhalb eines Liedes einen Wechsel der Klangfarbe möchte. Dafür gibt es die Tonartwechsel.


Ein berühmtes Beispiel hierfür ist "You Raise Me Up" von Josh Groban.


Der Tonartwechsel findet bei Minute 02:05 statt. Der Tonartwechsel wird von Eb-Dur nach F-Dur durchgeführt.


Gerade in der Pop-Musik ist es ein sehr häufiger Wechsel. Durch den Ton höher wirkt der Teil danach erhabener und glanzvoller.




Ein weiteres Beispiel ist "Heal the World" von Michael Jackson.


Der Tonartwechsel findet in Minute 04:34 statt. Auch hier wird er wieder um einen Ganzton vorgenommen. Genauer gesagt von A-Dur nach H-Dur.


Der neue Abschnitt wirkt dann majestätischer und ist eine Steigerung.


Was haben wir gelernt? Unterschiedliche Tonarten werden nicht nur für unterschiedliche Stücke eingesetzt, sondern sogar innerhalb eines Liedes.


Zusammenfassung: Mehr Tonarten bedeutet also mehr Gefühle und Ausdrucksmöglichkeiten


Also: Auch, wenn es einfacher ist, alles in C-Dur und A-Moll zu spielen, ist es viel schöner und bietet dir viel mehr Möglichkeiten, unterschiedliche Tonarten einzusetzen.


Wenn du nur eine Tonart nutzt, dann ist es, als würdest du nie das gesamte Potenzial entfalten.


P.S.: Gerade am Anfang deiner Klavierkarriere kann es trotzdem sinnvoll sein, sich erst mal auf C-Dur zu konzentrieren. So wirst du nicht gleich überfordert, und kannst dich erst mal darauf fokussieren.

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